Românii beau vin? şi nu mai vin (Die Rumänen trinken nur Wein?und kommen nie mehr zurück !)
Anni-Lorei Mainka
 

Ein Witz, vom keinem vergessen, glaube ich, der zwischen den Siebzigen und den Achtzigen in Rumänien gelebt hat! Witze und Phantasie und Hoffnung hab? ich in Rumänien nie entbehrt, und in allen 17 Jahren, seitdem ich von zu Hause fort bin, hab? ich nie so viel wie damals gelacht, das kann ich mit Recht sagen. Vielleicht weiß ich auch heute nicht so gut, warum ich es getan habe, doch irgendwie bin ich traurig, denn ich weiß nun zu gut, warum ich nicht mehr zurückkomme.

Ende der Siebzigen war schon mehr als die Hälfte der deutschen Gemeinschaft in Bukarest nach BRD ausgewandert: Lyceumskollegen, Universitätskollegen auch. Ich aber, ein junges Mädchen nur 20 Jahre alt, lauter Bukarestin, von Mutter Siebenbürgerin (aus den Siebenbürgern, die ich kaum kenne) und Vater aus Est-Deutschland, der eingentlich hätte leicht emigrieren können (auf Grund bestimmter ?Wiederergänzungen?), ich also verstand nicht so gut, warum alle sehnten sich fort, warum sie sich nur das einzigen wünschten, nur davon träumten, Tag-ein-Tag-aus könnte man sagen: von der AUSWANDERUNG!

Gegen Abschluß der Uni ließ ich mich sogar in kämpferische Gespräche gegen die Emigration locken. Was mir Sorge bereitete, war das Los der ?Vielen?, die allein bleiben würden. Ich fragte mich, was sollte nun Rumänien ohne all die guten Prefessoren, Schriftsteller, Theaterspieller, Sänger, Maler. Was ist wohl ein Land, wo alle arbeiten und keine Zeit für Empindungen finden, wo keiner mehr Lösungen sucht, wo keiner malt, philosophiert, dichtet oder überhaupt an mehr als den nächsten Tag denkt? Viele waren schon im Westen, nur wenige hier geblieben, ?mein Land?blieb bestehen, und jetzt würde mir vielleicht niemend glauben, wie ich damals von Gott vergessen in Sorge um meine Schüler war, die im Winter kärglich angezogen im Süden des Argeş-Bezirks hungerten, oder wärend der Deutschstunde den Garten des Direktors pflegen mußten...

Das war übrigens auch der wichtigste Grund, den ich vor dem Ausschuß in der ?kritischen Ansammlung?gegeben habe, Kritik, die alle, die ?auswandern wollten?, durchleiden mußten. Der Ausschuß für die ?Genehmigung der endgültigen Auswanderung?, der aus 7 Männer und einer Frau bestand, erklärte mir, das die ländlichen Schüler im besten Fall sowieso nur ?Oberkutscher? werden könnten, ?das Land sorgt für sie?, und deswegen hätte ich unterschreiben sollen, daß ich keineswegs nach Westen wollte, wo mein Beruf als Deutschlehrerin mir nichts halfen konnte. ?Was glaubst du, die können kein Deutsch, warten auf dich, ihnen das Deutsch beizubringen, oder wirst du dort etwa ein Wort ohne Hilfe aussprechen können??

Ich unterschrieb nichts. Wollte dafür in einer Schule in Bukarest arbeiten, forderte eine Mietewohnung in der Hauptstadt und eine echte Ausweiskarte: die meine war mir gennomen worden, und jetzt hatte ich nur noch ein Pappblättchen, worauf ?Person? anstatt ?Bürger? stand. Sie nickten, sahen sich tief in den Augen, dann sprach die dicke Frau-Beamtin mit modisch komischer Frisur, die aus aufeinander getürmten ?Haar-Würstchen? bestand, den Beschluß aus: ?Sie werden das Land verlassen mit einem Beruf, von uns bestimmt: entweder Hausfrau oder Rentnerin.? Also schön. Das war über alles Erwarten. Ich habe Hausfrau gewählt. Ich hatte schon seit 6 Uhr ein langes Warten hinter mir, ein unendliches Schlangestehen mit Rentnern, jüngen Mädchen, die wer weiß wo hinfuhren, nach Süditalien oder Nordafrika. Das Gebäude dem Wehrhaus (Casa Armatei) gegenüber hab? ich erst nach 15 Uhr verlassen in einer Müdigkeitsstimmung, Staub, und da war ich: eine ?Hausfrau? mit einer Genehmigung auf einer Pappe.

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