Frankfurt war nicht meine Wahl, sondern die Stadt, wo mein Mann schon seit mehr als sechs Jahren wohnte, und wo er inzwischen das deutsche Bürgerrecht erlangen hatte, und ich war zu ihm gekommen laut jenem Erlaß für die Wiederergänzung der Familie, der von der deutschen Regierung erkannt und sogar gefördert wurde. Also in dem Tag, als ich in Frankfurt als Frau eines deutschen Bürgern landete, hatte ich keine von allen Schwierigkeiten, die auf andere Rumänen warteten, die geflohen waren und Asylrecht forderten, oder nicht einmal Asylrecht, mit dem ganzen Wirrwarr in ihren Köpfen, indem sie nicht mehr wußten, weder was noch wohin sie wollten. Ich meinerseits wußte ganz genau, wohin ich sollte, mein Mann hat mich zu allen Behörden begleitet, und in weniger als zwei Wochen hatte ich schon das deutsche Bürgerrecht erhalten. Von der ganzen Tragödie also hab? ich nichts gespürt, wovon meine Bekannten mir erzählt haben, von den ersten 4-5 Jahren ohne Papiere am Anfang ihrer Auswanderung in Westen. Ich habe kein derartiges Problem gehabt. Zwei Wochen später bediente ich mich meiner deutschen Papiere, als wäre das, was ich in meiner Tasche trug, nichts Besonderes gewesen. Indessen muß ich sagen, daß ich aufs rumänische Bürgerrecht verzichtet hatte, war also mit dem Wunsch in Deutschland gekommen, das deutsche Bürgerrecht zu erhalten. Damals war übrigens unmöglich beides (das rumänische und das deutsche) zu behalten. Ich kann nicht behaupten, ich hätte persönliche Schwierigkeiten gehabt, denn mein Mann und ich hatten schon vorher unsere Verhältnisse zueinander erklärt. In der langen Zeit unserer Trennung war mein Mann einmal in Rumänien gekommen, etwa nach dem Tod seiner Mutter, um das Grab zu sehen, denn es war ihm nicht erlaubt worden zum Begräbnis teilzunehmen, indem er damals noch nicht unterm Schirm deutschen Bürgerrechts stand. Dann haben wir ein erklärendes Gespräch gehabt, jeder erfuhr vom Liebesverhältnis des anderen, es gab also keinen Moment der Zweideutigkeit zwischen uns, es hat mich kein Bißchen schokiert zu erfahren, daß er eine Freundin hatte, alles war schon bekannt, nichts Überraschendes auf diesem Gebiet. Natürlich hat er mir wie früher mit Paketten, Geld und allem, womit er konnte, weiter geholfen, wie in den Jahren, als ihm das gar nicht so leicht kam, da er selbst am Anfang dort war. Nun aber, als auch ich hier war, trug er mir sogar seine Wohnung an. Er zog irgendwoanders um, und war bereit, mir die Wohnung zu bezahlen, bis ich einen Arbeitsplatz gefunden hätte. Das war großartig, weil im ersten Jahr, da ich noch nicht Deutsch konnte, hab? ich auch keinen Arbeitsplatz finden können. Ich habe ein Jahr lang einen Deutschunterricht besuchen müssen, was mir den ganzen Vormittag und den ganzen Abend nahm, so daß mir sogut wie nichts für Architektur blieb. Aber solange man die Sprache noch nicht fast vollkommen beherrscht, ist es hier unmöglich auszukommen, vor allem auf einem ziemlich heiklen Gebiet, wie mein Beruf war. Der deutsche Staat war wohlwollend den Gattinnen deutscher Bürgern gegenüber, die vom Osten gekommenen Personen deutscher Auskunft waren, und er bot Schulung und andere Geldhilfen an, um ihre Integrierung zu beschleunigen und zu erleichtern. Mein Mann arbeitete schon bei einer sehr bekannten Architekturfirma, und hatte zahlreiche Freunde, die ihn schätzten, zwei waren schon freiberuflich geworden, und genau ein paar Monate vor meiner Ankunft in Deutschland hatten sie ein eigenes Büro eröffnet, und sie waren nun begeistert, daß ich ihnen bei den Projekten helfen wollte und konnte, natürlich unbezahlt. Eigentilich durfte ich?s nicht, da ich damals im staatlichen Unterhalt war, und, hätte ich etwas verdient, hätten sie mir jede Hilfe abgeschnitten, aber es bereitete mir Vergnügen, ihnen bei den Projekten, bei Wettbewerben, und wobei ich konnte, zu helfen, und dabei besser zu verstehen, wie man in Deutschland auf architektonischem Fachgebiet arbeitete. Es war für mich eine ungeheuere Überraschung, zu sehen, daß es hier ganz andere Standards, Baumaterialien und Gezetze gab. Alles, was ich gelernt hatte, die 6 Studienjahre, bis auf das Projektierenstadium, waren bei weitem nicht jene Vorbereitung, die ich für einen Job hier gebraucht hätte. Also war mir dies Jahr sehr vorteilhaft, indem ich praktizieren und auch einen Blick werfen konnte darauf, was in einem Architekturbüro in Deutschland eigentlich passierte. |