Gegen Ende des Deutschunterrichts, etwa nach 10 Monaten, wurde ich nun von Panik ergriffen, indem ich mir vorstellte, daß ich keinen Job finden würde; ich begann, Anzeigen in Zeitungen zu suchen, und meine Laufbahn samt Aufnahmeanträgen an verschiedenen Firmen zu senden, die Architekten suchten. Alle meine neue Bekannten, egal ob Rumänen oder Deutschen, verwarnten mich, am Anfang wäre es zu erwarten, von 100 solcher Anträgen eventuell eins befürwortet zu werden. Doch, wie es manchmal auf dieser Welt passiert, daß einige Glück haben und andere nicht, bekam ich zu den ersten 6 Briefe positive Antworte, und mußte zu jenen Firmen gehen. Mein Diplom war, wie mein Bürgerrecht, sehr einfach anerkannt und gleichwärtig erklärt worden, denn es stand in Anerkennungs -rechtsverhältnissen. Also mußte ich nun zu verschiedenen Büros, um mich vorzustellen. Schon bei der ersten Firma sagten sie mir: ?Sehr gut, wir würden Sie aufnehmen, doch wir vermuten, Sie sollten dann mit dem eigenen Auto zur Arbeit, wir sind nähmlich hier 150 km weit von Frankfurt entfernt, und glauben, Sie würden nicht jeden Tag den Zug nehmen.? Da antwortete ich: ?Doch, natürlich würde ich den Zug nehmen, denn ich habe keinen Führerschein!? Da verlängerte sich ein Bißchen das Gesicht des Bürochefs, und ich verstand, daß in meinem Beruf unbegreifbar war, kein Auto und keinen Führerschein zu haben. Ich kam sofort in Frankfuhrt zurück, beratschlagte mit meinem Berater und meinem Helfer Nummern eins in der Not, bzw mit meinem Manne, und suchte eine Fahrschule, wo ich mich schon am nächsten Tag einschrieb, und so begann ich, Fahrstunden zu nehmen. Inzwischen besuchte ich auch den deutschen Sprachunterricht, der nun gegen Ende war, und drittens ging ich auch zu Interviews, um weiter zu sehen, wie es bei anderen Firmen war. Im dritten Büro (leider auch dieser außer der Stadt) waren sie bereit, mich sofort aufzunehmen, sogar solange auf mich zu warten, bis ich den Führerschein genommen hätte. Wir wurden einig, daß am Tag, als ich die Prüfung bestanden, mit der Arbeit beginnen hätte. Doch plötzlich wurde ich ein Pechvogel. Ich fiel bei der Prüfung durch, es war mir zu gut ein ganzes Jahr gegangen, ich hatte alle andere Papiere, alles was ich brauchte, war immer vom Glücke begünstigt. Es mußte auch etwas Unangenehmes aufkommen, doch selbstverständlich ließ ich mich davon nicht entmutigen, und ich fuhr mit meiner Fahrschule fort. Zum zweiten Mal wieder Pech: auch meine zweite Prüfung bestand ich nicht. Trotzdem warteten noch meine Arbeitsgeber auf mich, sie hatten sogar ein Projekt, das sie mit mir beginnen wollten, darum schlugen sie mir vor: ?Kommen Sie mal hier, es gibt eine gute Fahrschule in unserer Stadt, Sie könnten hier Fahrstunden nehmen und es wäre ja viel leichter hier als in Frankfurt, ihren Führerschein zu kriegen.? Und das stimmte. Ich ging dort, es war eine Berggegend, und mit nur noch 5 Stunden bestand ich die Prüfung ausgezeichnet. Dann kaufte ich mein erstes Auto, das selbstverständlich sehr alt war, ein Peugeot, das mir nur Schwierigkeiten bereitet hat, darum mag ich auch heute nicht, von dieser Automarke hören. Jetzt will ich, mit ein paar Sätzen zum Grund meiner Auswanderung zurück. Seitdem ich, mit 21, geheiratet hatte un sogar früher, als ich noch Studentin und mit meinem zukünftigen Mann nur Freundin war, waren wir einig geworden, daß unsere Zukunft in Rumänien absolut Null war, daß es uns durchaus unmöglich war, hier zu leben und uns derartigem Leben anzupassen. Ich war hier in Rumänien ein paar Jahre verheiratet: von 1969 bis 1973. Als mein Mann auswanderte, hatten wir schon Pläne gemacht, wie wir allem, was im Land passierte, entflohen werden. Mein Mann wurde bei vielen Gelegenheiten verfolgt. Ich kann nicht behaupten, ich wäre politisch verfolgt worden, es wäre denn eine Lüge, und zu lügen habe ich keine Interesse. Er aber und einige unserer Kollegen, die ihre Münder nicht hielten und allerlei Dummheiten gegen die Regierung sagten, so daß sie personae non gratae der Regierung wurden, haben vieles Unangenehmes während der Uni erlebt. |