Was die Integrierung oder die Anpassung an die neue Umgebung betrifft, habe ich kein Problem gehabt. Schon am nächsten Tag wurde ich meiner wiedererhaltenen Kraft bewußt, die mir doch stäts seit meiner Geburt durch die Adern floß. Jeden Tag sammelte ich neue Informationen an, jetzt hatte ich was zu kaufen und wo zu kaufen, und nach einem Jahr fühlte ich mich schon wie zu Hause. In den ersten 3 Jahren, während ich die meisten Informationen, deutschen Sprachkenntnisse usw. angesammelt habe, kam ich nie in Rumänien zurück. Und dann kam plötzlich ein Augenblick, da fühlte ich, daß ich noch einmal zurückmußte, vor allem weil meine ganze Familie in Rumänien geblieben war. Also kam ich zurück, feierte den Silvesterabend in Bukarest mit den damaligen Freunden, indessen aber konnte ich kaum den Tag meiner Rückfahrt nach Deutschland abwarten. Ich hatte nähmlich zu gut verstanden, ich hätte hier keineswegs zurückkehren können, mich hier niederlassen, und sagen: ?Ach, wie gut, daß ich wieder zu Hause bin!? , und dann alles vom Anfang beginnen, was ich in Rumänien hinterlassen hatte. Damals, als ich auswanderte, war noch nicht alles so verhaßt geworden. Wir hatten noch Kaffee, Zigaretten, Getränke, hatten auch Fleisch und Salami von Hermannstadt. Während meines Besuchs in 1981 fand sich schon das eine oder das andere nicht mehr, ich spürte, daß es immer schlechter wurde, und desto großer war die Freude, daß ich bald zurückkehren konnte, mit einem deutschen Paß in der Tasche und eine Adresse in Frankfurt. Die Rückkehr bereitete mir mehr Freude als die Auswanderung damals, als ich nicht wußte, wo ich hinwanderte, und was sich daraus ergeben werde. Ich habe keine enge Beziehungen mit einer sogennanten rumänischen Gemeinde gehabt, weder mit der rumänischen Kirche, noch mit den schon lange dort niederlassenen Rumänen. Ich ging natürlich zu Feiertagen, zu Hochzeiten oder Derartigen, aber ich kann nicht sagen, ich wäre irgendwie integriert worden, ich ging nicht einmal jeden Sonntag in die Kirche, obwohl ich Freunde hatte, die im Kirchenchor sangen. Und ich kann nicht genau sagen, warum ich die Empfindung hatte, ich hätte es sogar nicht gebraucht, denn ich brauchte ja diese enge Beziehung nicht. Meine beste Freunde sind ein Cypriot, eine Deutsche, zwei Rumänen, eine Türkin, ein ungleichartiges Volk, nicht unbedingt nur aus Rumänen oder nur aus Deutschen bestehend. Die wichtigsten Momente in meinem Leben waren mit meinem Beruf verbunden. Nach dem ersten Jahr in jenem kleinen Büro in einer kleiner Stadt bei Frankfurt, konnte ich die Stimmung in seinen vier Wänden ? mit einem Xerox, einem Heliograph und einer ziemlich schwatzhaften Sekretärin ? nicht mehr ertragen, und, was mir nun sehr an Herzen lag, war, in einer großen Firma mit vielen Räumen und Stockwerken zu arbeiten. Noch einmal Glück, und ich habe einen wirklich guten Platz gefunden, bei einer der größten Baufirmen in Deutschland und in der ganzen Welt, mit mehr als 30.000 Angestellten, nur in Franlfurt mehr als 7.000 bei verschiedenen Zweigstellen, ungefähr 1.000 dort, wo ich nun arbeitete. Es war genau, was ich wollte, Tausende von Sektionen rundherum zu haben, und wahrlich bei dieser Firma habe ich 20 durchaus gute Dienstjahre voller fachmanischen Zufriedenheit gehabt. Seit 1995 begann aber der Rückgang deutscher Wirtschaft, und meine viel beliebte Firma wurde in meinem 21. Dienstjahr bankrott. So groß und großartig, wie sie gewesen war! Nun bin ich in einem Alter, worin nicht nur im Westen, sondern auch hier in Osten die Menschen schon als wandernde Leichname gesehen werden: mit mehr als 50 Jahren wird man von keinem mehr aufgenommen, schon mit 40 wird man ein Bißchen länger angeschaut. Ich habe gar keine Chance mehr, eine Dienststelle zu finden, wie ich in den vorigen 21 Jahren gehabt, vor allem in den jetzigen wirtschaftlichen Lage. Meine Finanzlage aber ? ich will sie hier nicht beschreiben ? ist gar nicht so niederdrückend, denn es gibt Arbeitsloserhilfe, und ich werde ja sehen, wie ich weiter auskommen könnte. |